Boaz von Daniel Libeskind

13.03.2019

Inspiriert von der Sprache der Architektur und dem Spiel des Lichts hat Daniel Libeskind den Boaz-Stuhl als eine freistehende Einheit entworfen, die ein elegantes Ambiente um sich herum schafft. Als Stuhl und Barstuhl erhältlich, eröffnet Boaz eine Welt der Fantasie und der Möglichkeiten und ist gleichzeitig funktional, anpassungsfähig und komfortabel.

Der Stahlrahmen, die Lederpolsterung und die strukturelle Form sind Zeichen eines hohen Maßes an Raffinesse. Um den Launch des Boaz-Stuhls zu feiern, habe wir uns mit dem Architekten über den Designprozess und seine Ansichten über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Architektur und Möbeldesign unterhalten.

„Ein guter Stuhl schafft eine attraktive Atmosphäre. Man will darauf sitzen, man will ihn betrachten. Er ist nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern auch ein skulpturaler Gegenstand, der das Licht einfängt und der Person, die darauf sitzt, Gestalt gibt. In diesem Sinne ist er wie Architektur.“

Daniel Libeskind

Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis der Boaz-Stuhl als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Wilde + Spieth fertig war. Können Sie uns mehr über den kreativen Prozess erzählen?

Es ist ein wirklich anderer Stuhl, ein Stuhl, der wirkliche Integrität besitzt, sowohl in seiner ästhetischen Form als auch in praktischer und funktionaler Hinsicht. Es ist eine große Herausforderung, einen Stuhl zu entwerfen, und es ist kein Zufall, dass Frank Lloyd Wright sagte, es sei schwieriger einen Stuhl als eine Stadt zu entwerfen. Es gibt so viele Stühle auf dem Markt und so viele Tends und Moden. Aber um einen Stuhl zu entwerfen, der modern ist, der nützlich ist, elegant in jeder Umgebungen – der klassisch ist, aber gleichzeitig ins 21. Jahrhundert passt und die Dynamik der Geschichte des Stuhldesigns mit unserer heutigen Zeit verbindet – das ist eine große Herausforderung. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit einer Firma gearbeitet habe, die ein echtes Interesse an Design verfolgt. Sie gehen für gutes Design an die technischen und ästhetischen Grenzen des Machbaren und ich denke, deshalb ist dieser Stuhl mehr als nur ein Gimmick. Es ist kein Fünf-Minuten-Entwurf – eine Skizze, ein Prototyp und dann die Fertigung. Es ist wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung, wie das Entwerfen eines Gebäudes.

Boaz Barstuhl mit schwarzem Bezug und schwarzem Gestell

An dem Stuhl erkennt man deutlich Ihre Designsprache. Können Sie ein bisschen über die Wahl des Materials sprechen?

Die Designsprache des Stuhls ist die Sprache der Architektur, die Sprache des Lichts. Die Struktur des Stuhls ist eigentlich eine integrierte Komposition, weil ein Stuhl natürlich ein Gebrauchsgegenstand ist, aber auch Teil seiner Umgebung. Man betrachtet ihn, man sitzt darauf, man bietet ihn seinen Gästen an. Er ist beides: ein sehr funktionaler Gegenstand, der sich jedem Benutzer anpasst – jeder sollte es bequem auf ihm haben –, aber gleichzeitig ist er Teil der Vorstellungswelt. Die Welt der Möglichkeiten. Daher hat der Boaz-Stuhl – sowohl der Stuhl als auch der Barstuhl – einen repräsentativen Aspekt. Er schafft eine anspruchsvolle Stimmung und ich denke, dass es das ist, was ich an allen Stühlen mag, egal ob sie alt oder modern sind, sie schaffen eine besondere Stimmung, die mehr ist als nur Dekoration.

Boaz Stuhl mit schwarzem Bezug und schwarzem Gestell

Das ist interessant, weil sich Möbel und Architektur hier möglicherweise ähnlich sind. Sie haben einmal gesagt, dass Sie ein Gebäude speziell für eine bestimmte Umgebung entwerfen, um eine Aussage zu treffen und um Bedeutung für die dort lebenden Menschen zu schaffen. Möbel sind jedoch nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Hat das Auswirkungen auf die Art und Weise wie Sie einen Stuhl gestalten?

Da haben Sie recht. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Möbeln und Architektur. Während es bei Architektur mehr um den Maßstab geht, müssen Möbel in unterschiedlichen Umgebungen wirken können, aber beide müssen immer einen Bezug zu Ihrer Umgebung haben. Ein Stuhl muss ein eigenes Charisma haben, um dies zu erreichen. Ein guter Stuhl schafft eine attraktive Atmosphäre. Man will darauf sitzen, man will ihn betrachten. Er ist nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern auch ein skulpturaler Gegenstand, der das Licht einfängt und der Person, die darauf sitzt, Gestalt gibt. In diesem Sinne ist er wie Architektur. Und wenn Sie an die Sitzposition denken, so ist diese nichts Beiläufiges, sondern eine allgemeingültige Pose die bereits in der Antike mit einem hohen Status verbunden war. Für die Pharaonen im alten Ägypten bedeutete zu sitzen Macht zu repräsentieren. Und so vermittelt ein Stuhl – wenn er gut gestaltet ist – weiterhin ein Gefühl von Stärke; nicht im Sinne einer monarchischen Herrschaft, sondern eher im Sinne der Behauptung von Integrität. Ein Stuhl ist also ein sehr ernstes, vielleicht das ernsthafteste Objekt im Haushalt. Und vergessen wir nicht, dass Robinson Crusoe nach seinem Schiffbruch – gestrandet auf der Insel – als erstes einen Stuhl gebaut hat. Er entwirft keine Küche, er entwirft kein Bett, er entwirft einen Stuhl. Und dann einen Tisch. Einfach um sich hinzusetzen und zu überlegen, wie es weiter geht. Ich denke, als Daniel Defoe Crusoe schrieb, war er sich der Wichtigkeit dieser wesentlichen Objekte sehr bewusst – und ich hoffe, dass ich als nächstes einen Tisch entwerfen kann. (er lacht)


Herr Libeskind, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Ebenso und vielen Danke.

Boaz Stuhl mit schwarzem Bezug und schwarzem Gestell

Informationen
Sitz und Rückenlehne sind mit hochwertigem Leder in Schwarz oder Braun bezogen (andere Farben auf Anfrage). Der Stahlrahmen ist in Chrom oder pulverbeschichtet erhältlich.

Fotografie
Studio Johannes Bauer